Familie Riegler
Theophil Riegler, der aus Kobersdorf stammte, und seine Gattin Wilhelmine betrieben ein Kaufhaus in Frauenkirchen. Ihre drei Kinder Michael, Henriette und Regina erlebten eine unbeschwerte Kindheit im Ort. Diese endete abrupt mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Das Geschäft wurde arisiert und die Familie im Frühsommer 1938 nach Wien vertrieben. Sein Vater wurde zunächst im Oktober 1939 nach Südpolen verschleppt und später ins KZ Dachau gebracht. Inzwischen gelang es seiner Gattin ein Auswanderungsvisum nach Bolivien zu erhalten. Theofil Riegler wurde entlassen und wanderte mit seiner Familie aus.
Mit einem Donauschiff gelangten sie in die rumänische Hafenstadt Konstanza am Schwarzen Meer, wo sie ein Schiff Richtung Palästina bestiegen. Nach dreimonatiger Fahrt erreichten sie den Hafen von Haifa, wo ihnen die britische Mandatsherrschaft die Einreise nach Palästina verwehrte. Die aufgegriffene Familie Riegler wurde Ende 1940 auf die Insel Mauritius, eine britische Kolonie im Indischen Ozean, geschickt. Fünf Jahre musste die Familie in einem Gefängnis auf der Insel ausharren. Die Haftbedingungen auf Mauritius waren katastrophal. Die ungewohnte Hitze, Krankheiten, wie Malaria und Typhus, und die unzureichende Versorgung forderten zahlreiche Tote.
Nach Kriegsende im August 1945 brachten die Briten die Mitglieder der Familie Riegler, die mit Glück die Internierung auf Mauritius überlebt haben, nach Palästina. In Palästina fand Theofil Riegler zunächst nur verschiedene kleinere Arbeiten, bevor er in einer Fabrik eine dauerhafte Anstellung erhielt. Diese übte er bis zu seiner Pensionierung aus. Seine Gattin Wilhelmine fand keine Arbeit und kümmerte sich um die Kinder. Besondere Pflege brauchte die Tochter Henrietta, die seit ihrer Internierung auf Mauritius an Diabetes litt. Mit Putzarbeiten bei den Nachbarn konnte sie ein wenig zum Familieneinkommen beitragen. Während Theofil durch seine Arbeit in der Fabrik die hebräische Sprache bald beherrschte, erlernte Wilhelmine, die mit den Kindern weiterhin Deutsch sprach, die Sprache nicht. Für die Kinder war Israel von Beginn weg ihr neues Zuhause. Sie erlernten die Sprache rasch und schlossen ihre Schulbildung problemlos ab. Michael Riegler studierte und promovierte, bevor er als Bibliothekar an der Jüdischen Nationalbibliothek eine Anstellung fand. In seiner weiteren Laufbahn wurde er Direktor des „Judaica Reading Room“.
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