Familie Neufeld - Detre

Die Familie Neufeld gehörte zu den alteingesessenen jüdischen Familien in Frauenkirchen, die bereits um 1800 erwähnt werden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts baute Leopold Neufeld einen Getreidehandel auf. Seine Gattin Netti betrieb einen kleinen Schnittwarenhandel in der Franziskanerstraße 5, wo sich auch der Wohnbereich befand. Ihre Tochter Sidonia heiratete 1916 den aus Tyrnau stammenden Rechtsanwalt Adalbert/Béla Detre, der als Proviantoffizier im Kriegsgefangenenlager Frauenkirchen seinen Dienst versah.
Während sich Leopold Neufeld zunehmend in der Kultusgemeinde engagierte und dieser auch lange Zeit als Vorstand zur Verfügung stand, führten sein Sohn Ladislaus und sein Schwiegersohn Béla Detre den Getreidehandel weiter. Unter ihrer Führung entwickelte sich das Unternehmen zu einem modernen und profitablen Betrieb. Die Familie investierte vorausblickend in ein großes Getreidelager und konnte so die Wirtschaftskraft des Betriebes noch weiter steigern. Um jede Woche nach Wien an die Börse fahren, die Trends besser vorhersehen und bei den Bauern der umliegenden Dörfer Getreide ankaufen zu können, erwarb Béla Detre, als einer der Ersten in Frauenkirchen, ein eigenes Auto. Die Familie Neufeld-Detre zählte vor 1938 zu den vermögendsten im Ort. Nach dem plötzlichen Tod von Béla Detre 1937 stiegen seine beiden Söhne Ifshaz/Emmerich 1917 und Chaim/Johann in den Familienbetrieb ein.
Nach dem Umsturz 1938 versuchten die Nationalsozialisten umgehend, sich den Betrieb und das Vermögen anzueignen. Der auf über 150.000 RM geschätzte Betrieb, der Aktienbesitz, der Schmuck, das Auto und das Motorrad wurden der Familie gestohlen. Das Haus der Familie Neufeld diente in den nächsten Jahren der NSDAP-Frauenkirchen als Parteiheim. Die Mitglieder der Familie Neufeld-Detre wurden nach Wien vertrieben. Während Ladislaus Neufeld, seiner Schwester Sidonie Detre und ihren beiden Söhnen die Ausreise nach Palästina gelang, wurden Leopold und Anna Neufeld in Auschwitz ermordet.

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