Das Anhaltelager Frauenkirchen
in seiner Rolle für die nationalsozialistische Machtübernahme im Bezirk Neusiedl am See;
verfasst von: Matthias Lidy
Abstract:
Die vorliegende Arbeit versucht, die Rolle des sog. „Schlosses“ von Frauenkirchen in seiner Funktion als nationalsozialistisches Anhaltelager im Jahr 1938 darzustellen.
Das barocke Herrschaftsgebäude selbst, das vor über 300 Jahren im Zuge der Errichtung eines Esterházyschen Meierhofes erbaut wurde, liegt im Ortskern von Frauenkirchen und ist heute Teil der Bundeshandelsakademie und Bundeshandelsschule Frauenkirchen. Die Ortschaft bildet heute wie damals einen in topographischer wie auch wirtschaftlich-kultureller Hinsicht zentralen Ort des Bezirks Neusiedl am See. Das Gebäude, das bis Anfang 1938 das sog. Rübeninspektorat beherbergte, nahm noch zwischen dem Abend des 11. und dem Tag des 12. März – also zeitgleich mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich – seinen Betrieb als Anhaltelager auf.
Was die Initiierung und Führung des Lagers betrifft, so bleibt nach jetzigem Forschungsstand noch einiges ungeklärt. Verantwortlich für die Inbetriebnahme dürften insbesondere lokale NS-Größen gewesen sein, wobei sich die Wachmannschaften zu einem großen Teil aus ortsansässigen SA-Männern zusammensetzten.
In den ca. zwei Monaten seines Bestehens, in denen man insgesamt wahrscheinlich weit über 400 Menschen aus dem gesamten Bezirk im Frauenkirchener „Schloss“ inhaftiert hatte, diente es dem neuen Regime grundsätzlich in zweierlei Hinsicht. Zum einen erfüllte das Lager die Funktion, politisch unliebsame Personen (v. a. Funktionsträger des gestürzten ständischen Regimes) aus dem Verkehr zu ziehen bzw. sie einzuschüchtern. Zum anderen nutzte man das Gebäude zur Festhaltung und Folterung der jüdischen Bevölkerung, um diese effizienter ihrer Vermögenswerte berauben zu können, bevor man sie aus ihren Heimatgemeinden vertrieb.
Vollständige Arbeit
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