Moritz/Moshe Fried

Moshe Fried, geboren 1913, absolvierte eine Modeschule in Wien und übernahm nach dem Tode seines Vaters als Meister die Schneiderei und das Textilgeschäft in Frauenkirchen. Er empfand die Zeit vor 1938 als sehr angenehm. Herr Fried spielte mit den christlichen Jugendlichen Fußball und war Mitglied der Feuerwehr Frauenkirchen.
Der Anschluss an das Deutsche Reich, die Ereignisse und Demütigungen in Frauenkirchen veränderten sein Leben radikal und prägten es nachhaltig. Ängstlich erlebte er mit, wie die NS-Anhänger im März 1938 abendlich durch die Straßen zogen, Drohungen schrien und Fensterscheiben der jüdischen Häuser und Geschäfte einschlugen. Sein Geschäft musste er kurze Zeit später schließen und zusehen wie örtliche SA-Mitglieder Waren stahlen. Nachdem er einige Wochen im Anhaltelager interniert war, floh er mit seiner Mutter und Geschwistern zu Verwandten nach Wien. Er fand eine Möglichkeit, mit einem Donauschiff das Land zu verlassen. Durch das Schwarze Meer gelangten sie nach Palästina, wo ihnen nach wochenlangen Verhandlungen die Einreise gelang.
Der Neuanfang gestaltete sich für Moshe Fried sehr schwierig. Neben den neuen sozialen und kulturellen Verhältnissen fielen ihm auch der wirtschaftliche Neuanfang in Israel sehr schwer. Schlussendlich konnte er sich wieder eine Nähmaschine kaufen und sich als Schneidermeister in Rechovot selbständig machen.
Sein ehemaliges Heimatland Österreich wollte er nach 1945 nie mehr besuchen. Zu schwer belasteten ihn die Erinnerungen. Durch den Holocaust hatte er seine Mutter, seinen Bruder und viele andere Verwandte verloren. Besonders traumatisch hatte sich bei ihm eingeprägt, dass nach den Märzereignissen 1938 die jüdische Bevölkerung nicht mehr die Gehsteige in Frauenkirchen benützen durfte und er von einem jungen Mann für dieses Vergehen einen Tritt in den Rücken bekam. Bis zu seinem Lebensende 2002 dachte er an dieses Ereignis zurück.

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